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Cake day: June 29th, 2023

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  • Brecht finde ich auch super. Hast du Mutter Courage schon gelesen? Das finde ich besonders vor dem Hintergrund der zunehmenden Kriegstreiberei auch ein extrem relevantes und spannendes Stück. Die von dir angesprochene geschwollene Sprache ist mir darin auch nicht wirklich aufgefallen. Aber vielleicht ist das bei Johanna einfach schlimmer oder ich nicht sensibilisiert genug… Werde die Heilige Johanna auf jeden Fall mal auf meine Leseliste setzen, auch wenn mein nächster Brecht wohl eher das Leben des Galilei werden wird


  • Ich hab mal wieder einen schönen Film geschaut. Flickering Lights ist eine dänische Komödie mit viel dunklem Humor über vier Gangster, die nach einem missglückten Abend Copenhagen überstürzt verlassen und quasi aus Versehen ein Restaurant eröffnen. Teilweise sehr lustig und für einen Film der frühen 2000er auch gar nicht so schlecht gealtert. Einzige Kritik: den Bechteltest besteht der Film sicher nicht. Frauen sind hier im besten Fall lieblose Mütter, im schlimmsten schwangere Nervensägen die einfach sitzen gelassen werden.

    Gelesen habe ich diese Woche gleich 3 Bücher. Woyzeck von Georg Büchner, was ich bereits in der Schule gelesen hatte. Damals hatte ich es aber wie auch schon die Räuber nicht besonders spannend gefunden. Heute kann ich sagen dass das Buch ein beeindruckend modernes und gesellschaftskritisches Werk mit einigem an philosophischem Tiefgang ist.

    Außerdem habe ich die Lausbubengeschichten von Ludwig Thoma gelesen. Fand ich ganz nett, auch hier findet man durchaus berechtigte Sozialkritik und nette kleine Geschichten aus dem Alltag in Bayern zu Beginn der Moderne. Man erkennt aber leider auch die gewohnte Bavarian-Supremacy-Denke, die damals wohl noch etwas Neues war, heute aber berechtigterweise ganz Deutschland zum Hals heraushängt.

    Zu guter letzt habe ich noch John Steinbecks Cannery Row gelesen. Das hat mir sehr sehr gut gefallen. Trotz einiger tragischer Elemente würde ich die Handlung als Feel-Good-Story bezeichnen. Man erkennt hier gut die Non-Teleologische Philosophie Steinbecks, und seine Liebe zu seinem Freund Ed Rickets, der jung bei einem Zugunglück verstarb. Die Charaktere sind sehr sympathisch und die Art wie die Gesellschaft trotz der widrigen Bedingungen und Armut zusammenhält ist leider fast utopisch. Auch die Erzählweise, bei der Steinbeck immer wieder kleine Vignetten zwischen die Fortführung der Haupthandlung streut hat mir beim lesen gut gefallen und trägt dazu bei ein sehr lebendiges Bild von Monterey zu zeichnen.


  • Ich habe gestern “Burmese Days” von George Orwell fertig gelesen. In letzter Zeit habe ich ja bereits einige Bücher über unterschiedliche koloniale Szenarien gelesen. Burmese Days ist zwar nicht das beste, sicher aber das emotional anspruchsvollste Werk darunter. Die psychologische Welt der Charaktere ist sehr realistisch und nachvollziehbar beschrieben, was viele der emotionalen Szenen kaum ertragbar macht.

    Tap for spoiler

    Das Ende, der Rituelle Selbstmord des Autors, ist mMn ein genialer Schritt von Orwell um diesen schrecklichen Teil seines Lebens endlich hinter sich zu lassen.


  • Ich bin nach den beiden Büchern von José Rizal bei dem Kollonialthema hängen geblieben und habe diese Woche “Heart of Darkness” von Joseph Conrad gelesen. Andere Perspektive (des Kolonialisierenden statt des Kolonialisierten), andere Kolonialmacht (Belgien statt Spanien), andere Kolonie (Congo statt Philippinen), aber viel von der gleichen Ungerechtigkeit, Brutalität und Korruption.

    Heart of Darkness ist aber, vom Thema abgesehen, eine vollkommen andere Geschichte. Der Fokus liegt hier nicht auf den Auswirkungen auf die Gesellschaft und das System, sondern auf den psychologischen Auswirkungen des Kolonialen System auf das Individuum. Die Handlung sollte vielen bekannt sein, zumindest denjenigen, die “Apocalypse Now” von Francis Ford Coppola gesehen haben. Dies zeigt auch schon die Universalität der Gedanken, die Conrad verarbeitet. Das Szenario ist fast egal, es könnte genauso gut in einer römischen Kolonie vor 2000 Jahren spielen, wie bei Coppola in Vietnam, oder in Irak, Ghaza oder Afghanistan. Die Dynamik und psychologische Korruption die durch Kolonialismus entstehen bleiben gleich.