Implizit steht das ja da: Die BiM-Quelle bezeichnet das als „Lebensunterhalt erwirtschaften“. Subsistenz wäre damit mit der genannten Stundenanzahl erreicht. Darunter fallen also auch Hausarbeit, da damit die Arbeitsfähigkeit für die Zukunft sichergestellt wird.
Der Rest verteilt sich damit auf Schlafen und andere Aktivitäten.
Entschuldigung für die verspätete Antwort.
Man kann dort ansetzen, wer Harari feiert: Politikerinnen und CEOs. Zugleich feiern Wissenschaftlerinnen ihn nicht - obwohl sein Werk allem Anschein nach auf ihren Forschungen aufbaut. Dies liegt daran, dass Harari wenig aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse in seinen Büchern einbezieht. Zugleich ist Harari ein Neoliberaler, der mit seinen Schriften den Status Quo legitimiert. Das Narrativ wiederholt sich: Früher war alles schlechter, heute ist auch nicht alles toll - aber das ist das Beste, was wir haben und jemals gehabt haben. Das kann eine ziemlich triste Perspektive sein, die zur Akzeptanz des Status Quo einlädt. Damit dieses Narrativ überhaupt funktionieren kann, muss man enorm verkürzen und Quellen-Cherry-Picking betreiben (siehe Wikipedia für ähnliche Kritik: https://de.wikipedia.org/wiki/Yuval_Noah_Harari#Rezeption_und_Kritik). Das gilt wissenschaftlich als unlauter, deswegen auch die rege Kritik von der Seite.
Wenn wir tiefer in sein Buch einsteigen und jeweilige Quellen prüfen (soweit sie denn vorhanden sind), finden sich schnell viele Leerstellen. Ein Beispiel, das mir in Erinnerung geblieben ist, ist die Stelle, an der Harari Davids Graebers Buch “Schulden” als Quelle angibt - dann aber Aussagen über den Ursprung des Geldes trifft, die in Graebers Buch klar und zentral widerlegt werden. Dies wirft Fragen auf, ob Harari sich überhaupt mit seinen Quellen beschäftigt hat. Das musst du mir aber nicht einfach so abnehmen, sondern kannst du selbst nachprüfen: Man kann einen beliebigen Ausschnitt lesen und die angegebenen Quellen und englische Wikipedia-Artikel zum zugehörigen Thema parallel lesen - da tun sich schnell Lücken auf, selbst für Laien.
Darüber hinaus könnte man auch argumentieren, dass eine “kurze Geschichte der Menschheit” als solche gar nicht möglich ist, weil sie notwendigerweise vereinfachen muss: Wie möchte man einen Zeitraum von 10.000 Jahren in Worte fassen, wenn man sich zugleich überlegt, was alleine in den letzten 100 Jahren in Westeuropa passiert ist? Dies lässt sich nur bewerkstelligen, indem man passend herleitet, dass 10.000 Jahre nichts Nennenswertes passiert ist, bis irgendwer die Idee mit Ackerbau und Geld hatte - danach ging alles schnell und Zack - Moderne. Das ist eine stark deterministische Art der Argumentation. Das ist vereinfachend, unterkomplex und wird dem Forschungsstand in keinster Art und Weise gerecht. Gerade die Einflüssee feministischer und postkolonialer Perspektiven über die letzten Jahrzehnte haben aber gezeigt, dass Gesellschaftsentwicklung chaotisch und unvorhersehbar sein kann und eben keinesfalls eindeutig konvergiert.
Man muss Harari letzten Endes zugute halten, dass er ein guter Geschichtenerzähler ist, leider aber auch nicht mehr. Da machen in meinen Augen Wengrow/Graeber in ihrem Buch deutlich bessere Arbeit. Deswegen hatte ich das als Alternative vorgeschlagen.