Das Auswärtige Amt stellt seine finanzielle Unterstützung für die zivile Seenotrettung im Mittelmeer ein. Politiker und Hilfsorganisationen kritisieren die Entscheidung.
Das Auswärtige Amt stellt seine finanzielle Unterstützung für die zivile Seenotrettung im Mittelmeer ein. Politiker und Hilfsorganisationen kritisieren die Entscheidung.
Wenn man die Sache jetzt mal völlig amoralisch betrachtet haben sie sogar Recht:
Wenn mehr Asylsuchende im Mittelmeer sterben, werden sich nach einer Weile weniger Menschen auf den Weg nach Europa machen da ihre Chancen lebend das europäische Festland zu erreichen schwinden.
So, das war jetzt die reine faktenbasierte Betrachtung… von einem moralischen Standpunkt aus betrachtet (und da wir uns ja immer gerne auf den moralischen Highground stellen SOLLTEN wir es aus diesem Blickwinkel betrachten) ist das ganze aber eine absolute Bankrotterklärung. Wir verlieren als Gesellschaft doch jede Glaubwürdigkeit wenn wir bereitwillig akzeptieren das Menschen im Mittelmeer absaufen… wenn wir weniger Asylsuchende haben wollen müssen wir Fluchtursachen bekämpfen und fairen Handel mit den Herkunftsstaaten anstreben, wir müssen die Asylprozesse effizienter gestalten und die Möglichkeit der Antragsstellung auch außerhalb des EU Raumes ermöglichen.
Das ist längst widerlegt.
Die darüberliegende Studie beschäftigt sich allerdings damit, inwiefern die Seenotrettung ein Einflussfaktor auf die Flucht an sich ist, wenn ich das richtig deute.
Ich denke die Annahme, dass weniger Flüchtlinge den Seeweg wählen, wenn bekannt ist, dass sie mit vielen Gefahren eingeht, halte ich zumindest für sehr plausibel. Zumindest würde ich, wäre ich selbst in der Situation, stets den Weg des geringsten Widerstands wählen. Also einerseits den mit den wenigsten Kontrollen etc., aber auch den mit den wenigsten Gefahren.
Die Studie belegt allenfalls “weniger Seenotrettung <> weniger Flucht”.
Okay, und? Die Aussage war aber eben “weniger Seenotrettung -> weniger Flucht” und diese Aussage ist widerlegt.
Naja, wenn die (von mir in den Raum gestellt und nicht durch Studien belegte) These stimmt, dass mehr Seenotrettung zu mehr Rettungseinsätzen Einsätzen auf hoher See führt, da mehr Menschen dann ebendiesen Weg wählen, dann könnte man durchaus in Frage stellen, ob Investitionen in diesem Bereich sinnvoll sind.
Wenn die Leute auf dem Landweg fliehen, braucht man diese Infrastruktur nicht mehr und auch wenn das an den eigentlichen Ursachen und den einhergehenden Problemen im ersten Schritt nichts ändert, spart es Kosten und im Zweifel schützt es dann sogar die Leben der Flüchtenden, da ja auch trotz Seenotrettung immer wieder Unglücke auftreten.
Eine direkte Studie dazu, ist mir aber leider nicht bekannt. Also alles eher Vermutungen und keine solide Grundlage für politische Entscheidungen.
Dann lies dir doch mal den von mir verlinkten Artikel richtig durch. Wichtig für deine These ist folgender Satz:
Eben. Vermutungen, Mutmaßung, und so weiter.
Deine Spekulationen sind leider echt übel, weil sie zeigen, wie krass und dramatisch der Diskurs in den letzten Jahren durch Rechtspopulismus verschoben wurde. Das, was du da formuliert, hätte eins zu eins 2016-17 von den rechteren Rändern der Union kommen können, die an Merkels Flüchtlingspolitik rummäkeln wollten.
Also ich finde deine Meinung ja auch durchaus legitim, aber dass meine Spekulationen (die ich ja als solche gekennzeichnet habe) “echt übel” sind, kann ich jetzt nicht so ganz nachvollziehen.
Studien dazu, ob das Vorhandensein von Seenotrettung Einfluss auf die Entscheidung pro “Flucht auf dem Seeweg” statt “Flucht auf dem Landweg” hat, sind mir nicht bekannt, aber eben auch keine gegenteiligen. Die von dir verlinkte sagt das wie gesagt nicht aus.
Ich bin überzeugt, dass wer Grund zur Flucht hat, immer fliehen und auch immer einen Weg heraus finden wird, egal wie sehr irgendwelche Parteien die Schotten dicht machen wollen.
Aber nur weil rechte Parteien gegen Seenotrettung Stimmung machen, heißt es ja nicht automatisch, dass mehr Seenotrettung unbedingt immer eine gute Sache ist. Ich selbst bin wohlgemerkt gar nicht gegen Seenotrettung. Ich weiß einfach nicht, ob es neben dem offensichtlich positiven und direkt Aspekt, Leben zu retten, nicht auch einen indirekten, negativen Aspekt gibt, dass mehr Menschen diesen trotz allem gefährlichen Weg wählen. Und das finde ich, solange ich keine wissenschaftlich fundierten Aussagen dazu gibt, eben eine durchaus valide Annahme.
Ich habs ja begründet. Was an meiner Begründung findest du falsch oder nicht nachvollziehbar?
Naja, dann lies die Studie doch nochmal. Wenn dir das Zitat aus dem Artikel nicht reicht, dann hilft vielleicht diese Stelle aus dem Abstract der Studie:
Auf deutsch zusammengefasst: wenn man die Vorhersagemodelle mit den realen Ereignissen nach Einführung der Maßnahmen [staatliche Seenotrettung, private Seenotrettung und Pushbacks durch die lybische Küstenwache] vergleicht, zeigt sich, dass die Pushbacks einen Einfluss auf die Fluchtbewegungen haben, verstärkte Seenotrettung aber keinen erkennbare Auswirkungen hat auf die Anzahl der Versuche, das Mittelmeer zu überqueren.
Und mal ganz platt gefragt, reicht es nicht, dass Seenotrettung Leben rettet? Muss es auch noch keinen negativen Effekt haben, wie auch immer der aussehen sollte, um befürwortet zu werden?
Der von dir verlinkte Artikel geht widerlegt die Seenotrettung als “Pull Faktor”, ich rede aber von der Abwesenheit der Seenotrettung als Abschreckung (ich denke jedenfalls, dass die Einstellung der Finanzierung so gedacht ist). Mit Sicherheit wird sich niemand denken “Wenn ich bei dem Seelenverkäufer hier an Bord gehe und das Ding auf halber Strecke anfängt auf Tiefe zu gehen wird mich schon jemand rausfischen… alles ganz easy”, eher denke ich die Motivation hinter der Geschichte ist den Menschen in den Herkunftsländern klar machen zu wollen “Ihr werdet da draußen mit hoher Wahrscheinlichkeit sterben… und wir geben einen Fick darauf”.
das eine ist das andere in umgekehrt. ob du jetzt seenotrettung als pull-faktor verstehst, oder das fehlen davon als push-faktor ist doch jacke wie hose
Ob ICH das als pull Faktor sehe (tue ich nicht) ist eher irrelevent… ich denke aber die Regierung geht davon aus dass eine mögliche Rettung aus Seenot durchaus in die Entscheidungsfindung ob man sich auf den Weg nach Europa macht einfließt.
Dumpfe Semantik. Die Realität ist, dass Flüchtende sagen „Hier ist es nicht mehr auszuhalten, ich verpiss mich jetzt.“
Gab’s nicht immer wieder Berichte, wonach Schlepper die Seenotrettung mit einkalkulieren und routinemäßig die Leute in Kähnen aussetzen, die es kaum außer Sichtweite von der Küste schaffen?
Also zumindest deren Business subventionieren wir mit.
Da wird gar nichts subventioniert. Oder glaubst du, die Schlepper werden billiger, kaufen bessere Boote oder so, wenn die Seenotrettung eingestellt wird?
Hört doch mal auf, diesen rechtspopulistischen Schwachsinn zu glauben und nachzuplappern, meine Fresse.
Und wenn dem so wäre, lautet die Lösung auf gar keinen Fall die Seenotrettung einzuschränken, sondern Möglichkeiten zu bieten, die diese Schlepper und ihr Geschäftsmodell überflüssig machen.